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Lesezeit: 7 Minuten

Das Pick-by-Vision-Verfahren ist ein modernes Kommissionierverfahren. Bei ihm kommt eine Datenbrille zum Einsatz, auf deren Display das Pickingpersonal virtuell durch den Kommissioniervorgang geführt wird. Hier erfahren Sie, wie das Verfahren genau funktioniert, welche Vor- und Nachteile es hat und was man dazu benötigt.

Was ist Pick-by-Vision-Kommissionierung und wie läuft das Verfahren ab?

Die Pick-by-Vision-Datenbrille gibt dem Personal genaue visuelle Informationen über den zu erfüllenden Auftrag: Wo befinden sich die Produkte? Welche Stückzahl soll kommissioniert werden? Was ist der kürzeste Weg? Wie viel Prozent des Auftrags sind bereits erfüllt?

Diese und weitere relevante Informationen werden dem Pickingpersonal zusätzlich zum normalen Sichtfeld visuell ausgespielt. So weist das System beispielsweise darauf hin, wenn den Mitarbeitenden trotz präziser Anweisungen ein Fehler unterläuft – dieser kann dann direkt korrigiert werden, sodass es nicht zu Verzögerungen des gesamten Ablaufs kommt.

Die Technologie macht Picklisten in Papierform oder RFID-Handscanner überflüssig. Zudem ermöglicht sie es den Angestellten, durch die Datenübertragung in Echtzeit, besonders präzise und effizient zu arbeiten.

Pick-by-Vision: Ablauf in vier Schritten

Das Verfahren läuft nach folgendem Schema ab:

  1. Kommissionierliste erstellen

    Die Software erstellt eine Kommissionierliste und übermittelt diese an die Datenbrille der kommissionierenden Person.

  2. Führung zum Artikel

    Die ausführende Person wird zum ersten zu kommissionierenden Artikel geführt (je nach Hardwareausstattung und Datenbrille mit Leitsystem durch Pfeile oder andere visuelle Informationen)

  3. Warenentnahme und Bestätigung

    Das Kommissionierpersonal entnimmt die benötigte Anzahl an Artikeln. Eine Bestätigung der Entnahme erfolgt durch Scan mittels integrierter Kamera an der Datenbrille oder RFID-Scanner am Finger.

  4. Nächster Auftrag

    Auf der Brille wird der nächste zu kommissionierende Artikel angezeigt. Sind alle Waren der Bestellung kommissioniert, ist der Vorgang abgeschlossen und die kommissionierende Person bekommt den nächsten Auftrag auf der Brille angezeigt.

Wie wird Augmented Reality beim Pick-by-Vision-Verfahren eingesetzt?

Die Datenbrillen nutzen Augmented Reality, was sich auf Deutsch mit „Erweiterte Realität“ übersetzen lässt. Das bedeutet, dass die Brillentragenden zusätzlich zu ihrer realen Umgebung auf dem Display sämtliche relevanten Informationen zum Kommissioniervorgang sehen, zum Beispiel:

  • Lagerplatz des Artikels
  • Anzahl der zu entnehmenden Menge des Artikels
  • Anzahl der verbleibenden Artikel bis der Kommissionierauftrag abgeschlossen ist
Pick-by-Vision: Augmented-Reality-Datenbrille mit Informationen zur Kommissionierung

Je nach Brillenmodell können noch zahlreiche weitere Informationen angezeigt werden. Ist die Brille beispielsweise mit einem Navigationssystem gekoppelt, können auf der Brille auch die Laufwege per Pfeil angezeigt werden, wodurch die Angestellten auf dem kürzesten Weg zum nächsten Artikel geleitet werden.

Was sind die Eigenschaften des Verfahrens?

Pick-by-Vision zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  1. Datenüberlagerung in Echtzeit
    Die Technologie liefert in Echtzeit Auftragsinformationen und Lagerstandorte direkt auf das Brillendisplay, sodass diese Informationen für das Pickingpersonal jederzeit ersichtlich sind.
  2. Freihändiges Arbeiten
    Da die Angestellten nicht auf ein Tablet, Smartphone oder einen Papierzettel schauen müssen, können sie die zu kommissionierenden Artikel schnell lokalisieren und auswählen. Besonders beim Umgang mit Hubwagen oder Hochhubwagen ist das beidhändige Arbeiten von Vorteil, denn dieses verringert die Unfallgefahr und sorgt für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz.

Für welche Unternehmen ist Pick-by-Vision geeignet?

Grundsätzlich ist Pick-by-Vision für alle Unternehmen geeignet, bei denen täglich sehr viele Artikel kommissioniert werden müssen und eine niedrige Fehlerquote von höchster Bedeutung ist. Vor allem folgende Unternehmen profitieren von der Technologie:

  • Online-Händler: Große Warenlager und ein hohes Auftragsaufkommen erfordern eine effiziente Kommissionierung, welche durch Pick-by-Vision gewährleistet ist.
  • Produzierende Unternehmen: In Produktionslagern hilft Pick-by-Vision dabei, die Fehlerquote gering zu halten, sodass die Produktion nicht ins Stocken gerät.
  • Unternehmen in der Pharma-, Chemie- und Gesundheitsbranche: Dort, wo Pickingfehler erheblichen Schaden anrichten können, unterstützt Pick-by-Vision die Angestellten dabei, möglichst präzise zu arbeiten.

Was sind die Vor- und Nachteile von Pick-by-Vision?

VorteileNachteile
Gesteigerte Effizienz
Pick-by-Vision sorgt für einen möglichst reibungslosen Ablauf in der Intralogistik. Dank der digitalen Datenübertragung in Echtzeit können Ihre Angestellten die Artikel schnell bearbeiten, ohne Papierlisten oder Handscanner nutzen zu müssen.
Dadurch können Sie mehr Aufträge in kürzerer Zeit bearbeiten lassen.
Letztendlich kann die gesteigerte Effizienz die Kundenzufriedenheit erhöhen, da die Aufträge schnell und mit einer geringen Fehlerquote ausgeführt werden.
Kosten
Einer der Hauptnachteile von Pick-by-Vision sind die hohen Kosten für die Anschaffung der Technologie. Datenbrillen sind kostenintensiv und hinzu kommen häufig Ausgaben für die Implementierung des Systems.
Neben der Hardware entstehen für die Nutzung des Pick-by-Vision-Verfahrens Kosten für ein Lagermanagement-System (LMS), das mit der Datenbrille kommunizieren kann, um die Kommissionieraufträge an die Brille zu senden. Insbesondere für kleine Unternehmen stellt der Kostenfaktor häufig ein unüberwindbares Hindernis dar.
Verbesserte Genauigkeit & höhere Flexibilität
Pick-by-Vision verbessert die Genauigkeit des Kommissioniervorgangs. Mit digitalen Overlays können Ihre Mitarbeitenden leicht überprüfen, ob sie den richtigen Artikel ausgewählt haben, was wiederum die Fehlerquote senkt und die Kundenzufriedenheit steigert.
Aufträge können flexibel abgearbeitet werden, da die Picklisten direkt auf der Brille ausgewählt werden. Das erspart Ihren Angestellten das Betätigen von Handheld-Geräten oder dem Abholen einer neuen Pickliste für den nächsten Auftrag, wodurch sie am Ende weniger Zeit für einen Auftrag benötigen.
Akzeptanz bei den Angestellten
Von Nachteil kann die Pick-by-Vision-Technologie dann sein, wenn Ihre Angestellten dem neuen Verfahren skeptisch gegenüberstehen. Vor allem ältere Personen können möglicherweise Vorbehalte haben, die neue Technologie zu nutzen.
Verbesserte Sicherheit
Pick-by-Vision verbessert die Sicherheit am Arbeitsplatz. Dank der digitalen Overlays hat Ihr Personal beim Kommissionieren die Hände frei, was die Wahrscheinlichkeit von Unfällen verringert. Von besonderer Bedeutung ist das, wenn Ihre Angestellten beim Kommissionieren auf Leitern klettern oder Maschinen bedienen müssen. Da sie die Hände frei haben, können sie sich auf ihre Umgebung konzentrieren und sicher arbeiten.
Geringe Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist gering, ggf. müssen zusätzliche Akkumulatoren bereitgestellt werden.
Verschiedene Einsatzbereiche
Pick-by-Vision eignet sich für den Einsatz in verschiedenen Lagern.
Zusätzliches Glas für Brillentragende
Wer eine Brille trägt, benötigt für die Verwendung der Datenbrille ein zusätzliches Sichtglas, das separat erworben werden muss.

Welche Geräte benötigt man für das Verfahren?

Pick-by-Vision: Grafik von den benötigten Geräten der Augmented-Reality-Datenbrille

Brillengestell

Das wichtigste Gerät beim Pick-by-Vision-Verfahren ist die Datenbrille, die auch AR-Brille (Augmented-Reality-Brille) genannt wird. Sie besteht aus einem Gestell, das je nach Modell wie eine herkömmliche Brille aufgesetzt oder als Visier mit Gummizugbändern am Kopf angebracht wird. Manche Brillen verfügen über eine integrierte Kamera, mit deren Hilfe Barcodes abgescannt werden können.

Integrierte Kamera oder RFID-Scanner

Verfügt die Brille zusätzlich über eine Kamera, kann der Barcode des zu kommissionierenden Artikels direkt von der Brille gescannt werden, um die korrekte Entnahme zu bestätigen. Brillen ohne integrierte Kamera werden in Verbindung mit einem kompakten Barcode-Scanner genutzt, der an einem Finger der Kommissionierfachkraft befestigt ist. Durch Zeigen auf den Barcode des Artikels wird dieser gescannt und die Entnahme bestätigt.

Akku + Akkupack

Die Akkulaufzeit unterscheidet sich von Brillenmodell zu Brillenmodell und hängt von der Häufigkeit der Nutzung ab. Steht pro Angestellten nur eine Brille zur Verfügung, muss sichergestellt werden, dass diese jederzeit einsatzbereit ist. Wenn der Akku nicht ausreicht für einen Arbeitstag oder eine Schicht, ist es sinnvoll, einen zusätzlichen Akkupack mitzuführen, um die Brille (und ggf. auch den Barcode-Scanner) während des Tragens mit Strom zu versorgen.

WLAN

Essenziell für eine zuverlässige Funktion des Pick-by-Vision-Verfahrens ist eine lückenlose Abdeckung des Warenlagers mit WLAN. Die Datenbrille muss an jedem Standort eine stabile Verbindung mit dem Netzwerk haben, da ansonsten die entnommenen Artikel nicht mit dem Lagermanagement-System abgeglichen und neue Kommissionieraufträge abgerufen werden können.

Lagermanagement-System (LMS)

Damit die Kommissionieraufträge an die Datenbrillen gesendet und die entnommenen Artikel im System aktualisiert werden können, muss ein Lagermanagement-System vorhanden sein, das in der Lage ist, mit der Datenbrille zu kommunizieren.

Wie können Kommissionierfehler mit Pick-by-Vision vermieden werden?

Die Fehlerquote mit Pick-by-Vision ist sehr gering. Das liegt daran, dass bei diesem Verfahren die für den Kommissioniervorgang relevanten Daten direkt vor den Augen der Brillentragenden angezeigt werden. Zudem muss das Personal nicht mit anderen Geräten hantieren.

Durch die zusätzliche Nutzung eines Navigationssystems und einer in der Brille integrierten Kamera werden Ihre Mitarbeitenden auf dem kürzesten Weg zum richtigen Artikelstandort geführt. Dreht die Person den Kopf, um die Barcodes der Artikel abzuscannen, wird auf der Brille per Pfeilen markiert, wo exakt sich der zu entnehmende Artikel im Regal befindet.

Wird der Artikel entnommen, findet ein weiterer Scanvorgang statt, der die Entnahme bestätigt. Sollen mehrere gleiche Artikel entnommen werden, wird die verbleibende Anzahl ebenfalls auf dem Display angezeigt.

Die Genauigkeit der Pick-by-Vision-Brille hängt demnach davon ab, mit welchen zusätzlichen Systemen sie gekoppelt ist. Ganz fehlerfrei ist die Technologie nicht: Werden Artikel falsch eingelagert oder mit einem falschen Barcode versehen, können auch hier Pickingfehler entstehen. Die Technologie gibt in diesem Fall allerdings einen Hinweis, sodass der Fehler direkt behoben werden kann. Der Kommissionierungsprozess ist also mit Pick-by-Vision vom Wareneingang bis zur Auslagerung besonders fehlerarm.

Welche alternativen Verfahren zu Pick-by-Vision gibt es?

Pick-by-Paper

Pick-by-Paper ist ein beleghaftes Kommissionierverfahren. Hierbei erhält das Kommissionierpersonal sogenannte Picklisten in Papierform, auf denen die zu kommissionierenden Artikel und deren Standorte aufgelistet sind. Die Entnahme wird durch Abhaken der Liste bestätigt.

Pick-by-Scan

Bei Pick-by-Scan werden Aufträge und Picklisten auf einem Mobilgerät angezeigt. Hier ist zusätzlich ein Gerät zur mobilen Datenerfassung (MDE) nötig, um die Barcodes der kommissionierten Artikel zu scannen.

Pick-by-Voice

Beim Pick-by-Voice Verfahren trägt das Pickingpersonal ein Headset, über welches es per Sprachaufforderung den Artikelstandort und die zu entnehmende Menge mitgeteilt bekommt. Die Artikelentnahme und der Abschluss des Kommissioniervorgangs werden per Spracheingabe bestätigt.

Pick-by-Light

Beim Pick-by-Light-Verfahren kommen Lichter und Displays zum Einsatz. An jedem Artikelstandort befindet sich eine Leuchte, welche aufleuchtet, wenn dieser Artikel entnommen werden soll. Zusätzlich zeigt ein Display am Artikelstandort die zu entnehmende Menge des Artikels an. Die Artikelentnahme bestätigt das Personal mit einem Handscanner.

FAQ über die Pick-by-Vision-Kommissionierung

Was ist Pick-by-Vision?

Pick-by-Vision ist eine sehr moderne Kommissioniertechnologie, bei welcher eine Datenbrille zum Einsatz kommt. Auf dieser werden dem Kommissionierpersonal die Picklisten, Artikelstandorte und andere Informationen zum Kommissioniervorgang angezeigt. Per integrierter Kamera oder RFID-Scanner am Finger wird die Artikelentnahme bestätigt, sodass das Personal beide Hände frei hat zum Arbeiten.

Welche Geräte benötigt man für Pick-by-Vision?

Für das Pick-by-Vision-Verfahren sind folgende Geräte notwendig:
· Datenbrille
· RFID-Scanner (falls Brille keine interne Scanfunktion hat)
· Akku und Akkupack zur Sicherstellung, dass die Brille über eine ganze Schicht lang funktioniert
· WLAN (und ggf. Repeater) im gesamten Lager
· Lagermanagementsystem, das kompatibel mit Brille und RFID-Scanner ist

Welche Kosten kommen auf Unternehmen zu, die Pick-by-Vision einsetzen möchten?

Die Kosten für ein Pick-by-Vision System hängen von der Lagergröße und der Anzahl der Kommissionierfachkräfte ab sowie von der bereits vorhandenen Infrastruktur. Je nach Brillenmodell und zusätzlicher Ausstattung schlägt der Preis pro Brille mit mehreren Tausend Euro zu Buche.
Weitere Kosten entstehen, wenn ein neues Lagermanagement-System eingeführt werden muss. Die Implementierung des kompletten Systems muss je nach Komplexität von einem externen Dienstleister erbracht werden, was ebenfalls Kosten verursacht.
Die exakten Kosten hängen von verschiedenen Faktoren ab und können variieren, es ist nicht möglich, eine konkrete Summe zu nennen.

Bildquellen:
© gettyimages.de – eyesfoto