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In der Logistik werden Industriegüter üblicherweise auf Paletten geladen, um sie zügig und platzsparend verladen zu können. Damit die Güter während des Transports nicht verrutschen, müssen sie sicher befestigt werden. Die Ware muss so fest auf den Paletten sitzen, dass sie sich nicht bewegt. Einzelne Packstücke sollten eine gut verbundene Ladungseinheit ergeben, die selbst starken Kräften (zum Beispiel beim Bremsen, in engen Kurven, bei Seegang) standhält. Häufig wird Stretchfolie zur Ladungssicherung eingesetzt, die die einzelnen Güter fest miteinander verbindet und sicher auf der Palette befestigt.
Erfahren Sie, wie Sie Ihre Ladung sicher befestigen und welche Richtlinien dabei für die Schweiz gelten.
Ladungssicherung mit Stretchfolie

Damit Sie Transportgüter auf Paletten richtig sichern, sollten Sie zwei Faktoren berücksichtigen:
- Die Folie muss auf Art und Gewicht der Fracht abgestimmt sein.
- Sie muss korrekt angewendet werden.
Grundsätzlich sind verschiedene Stretchfolien zur Ladungssicherung in der Schweiz erhältlich. Sie unterscheiden sich nicht nur in Materialstärke und Belastbarkeit, sondern sind auch durchsichtig oder getönt verfügbar. Alle Folien bestehen aus dem Kunststoff Polyethylen (PE), der zur Herstellung verschiedener Folienarten verflüssigt und entweder im Blas- oder im Castverfahren zu einer widerstandsfähigen Folie verarbeitet wird. Im Blasverfahren wird das PE aufgrund der ringförmigen Düse zum Folienschlauch, im Castverfahren wird es auf eine Walze gegossen, sodass auch mehrschichtige Folien gefertigt werden können. Die Qualität des verwendeten PE ist abhängig von der molekularen Struktur und entscheidend für die Belastbarkeit der Stretchfolie.
Unabhängig von der Qualität muss jede Stretchfolie bis zur Verfestigungsgrenze vorgedehnt (gereckt) werden, damit Sie die Ware sicher befestigen können. Erst wenn diese Grenze erreicht ist, hält sie hohen Trägheitskräften stand. Bis dahin gibt sie selbst bei geringer Krafteinwirkung nach und ist nicht geeignet, um z. B. Kartons oder Kisten sicher zu transportieren.
Verwenden Sie zur Ladungssicherung bereits vorgereckte Folien. Besonders wenn Sie mit einem Handabroller oder einer einfachen Stretchmaschine ohne Vorreckfunktion arbeiten, sollten Sie zu vorgereckten Folien greifen, denn beim manuellen Palettenstretchen ist nicht sicher, ob die Verfestigungsgrenze wirklich erreicht wird. Beachten Sie: Bringen Sie die Folien per Hand an, schützen Sie Ihre Ladung hauptsächlich vor Staub, Schmutz und Nässe. Mit einer Paletten-Stretchmaschine dagegen bereiten Sie die Güter für einen sicheren Transport vor.
Welche Paletten-Stretchmaschinen gibt es?
Wenn Sie die Folien automatisch an der Ladung anbringen, stehen Ihnen folgende Palettenstretcher zur Auswahl:
System / Palettenstretcher | Funktionsweise |
---|---|
Systeme mit Bremswalze | • die Stretchfolie läuft zunächst über eine (elektro-)mechanische Bremswalze – diese sorgt für eine konstante Spannung • die gespannte Folie wird um die beladene Palette auf dem Drehteller gewickelt • ausschliesslich für vorgereckte Folien geeignet |
Vorrecksysteme ohne Antrieb | • für nicht vorgereckte Folien geeignet • besteht aus zwei Walzen, die die Stretchfolie vorrecken • die Spannung der Folie beim Einstretchen entspricht exakt dem Grad der Vorreckung |
Vorrecksystem mit Antrieb | • zwei oder mehr motorbetriebene Walzen • die Dehnungskraft zum Einstretchen kann höher als die Vorreckung eingestellt werden • nur für besonders hochwertige Folien geeignet |
Paletten stretchen – so sichern Sie Ihre Ladung in der Schweiz
Sowohl beim automatischen als auch beim manuellen Stretchen von Paletten kommt es auf die richtige Technik an. Verwenden Sie eine Paletten-Stretchmaschine, ist es besonders wichtig, dass Sie die Anlage korrekt konfigurieren. Folgende Parameter sollten Sie unbedingt festlegen:
- Reckung der Stretchfolie einstellen
- optimale Anlegespannung berechnen
- Anzahl der Fuss-, Mittel- und Kopfumwicklungen festlegen
Anleitung für manuelles Stretchen
Beim manuellen Stretchen müssen Sie die richtige Wickeltechnik anwenden. Mit folgenden Tipps können Sie zuerst den Fuss-, anschliessend den Mittel- und zuletzt den Kopfbereich sichern:
- Fusswicklung:
Nachdem das Ende der Folie an der Palette festgeknotet wurde, wird dieser etwa acht bis zwölf Mal umwickelt, um die Güter sicher mit der Palette zu verbinden.
- Mittelwicklung:
Wickeln Sie die Stretchfolie spiralförmig vom Fuss nach oben. Die Folienbahnen sollten sich dabei mindestens zur Hälfte überlappen.
- Kopfwicklung:
Sobald das obere Ende der Ladung erreicht ist, wird es vier bis fünf Mal umwickelt.
- Kreuzwicklung:
Anschliessend stretchen Sie wieder spiralförmig nach unten, damit der Mittelbereich doppelt gesichert ist und können auch den Fuss noch einmal zusätzlich umwickeln.
Bei der Fussumwicklung ist besondere Vorsicht geboten, denn hier lauert eine der grössten Fehlerquellen. Stellen Sie unbedingt sicher, dass der Fussbereich mit einer ausreichenden Anzahl an Umwicklungen gesichert ist, damit die Ladungseinheit sicher mit Flurförderzeugen transportiert werden und sich die Ware auch nach dem Verladen nicht von den Paletten bewegen kann.
FAQ über Ladungssicherung in der Schweiz
In Betrieben kommt immer wieder die Frage auf, ob es wirklich zulässig ist, Paletten zu stretchen. Darauf gibt es eine eindeutige Antwort: Ja. Die Ladung kann nur verrutschen oder beschädigt werden, wenn Fehler beim Einstretchen gemacht werden. Um Waren sicher mithilfe von Stretchfolie zu transportieren und festzulegen, wer für die Ladungssicherung verantwortlich ist, sind in der Schweiz daher folgende Richtlinien und Normen verbindlich:
• Norm DIN 12195: Diese Norm befasst sich mit der Ladungssicherung in der Schweiz mit Strassenfahrzeugen, spezifisch mit der Berechnung von Sicherungskräften. Ebenso kommen für den Transport von Ladung in der Schweiz die weiterführenden Normen DIN 12640 (Zurrpunkte zur Ladungssicherung) und DIN 12642 (Aufbauten an Nutzfahrzeugen) zum Einsatz.
• EUMOS 40509: Diese Norm für ordnungsgemässe Transportverpackung schreibt vor, dass die elastische Verformung einer Verpackung weniger als 10 Prozent und die permanente Deformation weniger als 5 Prozent betragen darf. Darüber hinaus dürfen sich die Lagen innerhalb einer Verpackungseinheit nicht um mehr als 2 Prozent verschieben. Um das zu überprüfen, wird eine Probepalette auf einer Ladeplattform den horizontalen Trägheitskräften ausgesetzt.
• VDI 3968 Blatt 5: Die VDI-Richtlinie beschäftigt sich mit Stretchfolie zum sicheren Warentransport. Hier finden Sie Hinweise zu verschiedenen Stretchverfahren, Palettenwicklern und -folien sowie Qualitätskriterien, die Ihnen bei der Wahl der geeigneten Folie für Ihre Ladeeinheiten helfen.
• Hinweis: Laut Strassenverkehrsgesetz (SVG) Art. 30 Abs. 2 Ladung darf „ein Fahrzeug nicht überladen werden. Zudem muss die Ladung so angebracht werden, dass sie niemanden belästigt, nicht herunterfallen kann und keine Gefährdung darstellt“. Aufgrund dieser sehr allgemein gehaltenen Gesetzgebung ist es umso empfehlenswerter, bei der Ladungssicherung in der Schweiz auf die oben genannten Normen zurückzugreifen.
Wenn Sie die Folien per Hand anbringen, erreichen Sie nicht den maximalen Dehnungsgrad. Das bedeutet, dass manuell angebrachte, nicht vorgereckte Folien sich beim Transport ausweiten können und die Waren verrutschen können. Mit einer vorgereckten Stretchfolie sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie Ihre Paletten manuell stretchen.
Die grösste Stabilität erreichen Sie mit einer Paletten-Stretchmaschine, da diese die Folie unmittelbar bei der Anwendung dehnt und deswegen die nötigen Rückstellkräfte entwickelt, um die Ladung zu sichern. Das manuelle Palettenstretchen dient mehr dem Schutz vor Staub, Schmutz und Nässe als dazu, die Güter zu sichern.
Bitte beachten Sie: Die hier erwähnten Vorschriften sind nur eine Auswahl der wichtigsten gesetzlichen Vorgaben. Detaillierte Informationen lesen Sie dazu in den aufgeführten und ggf. weiteren Vorschriftensammlungen und Gesetzestexten nach. Bei der konkreten Umsetzung im Betrieb können und sollten im Zweifel ausserdem Sachverständige hinzugezogen werden.
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