Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors
post
Lesezeit: 5 Minuten

In der Logistik werden Industriegüter üblicherweise auf Paletten geladen, um sie zügig und platzsparend verladen zu können. Damit die Güter während des Transports nicht verrutschen, müssen sie sicher befestigt werden. Mit Stretchfolie können Sie einzelne Packstücke miteinander verbinden, sodass eine feste Ladungseinheit entsteht. Ihre Ware soll möglichst unbeschadet am Zielort ankommen. Darum ist es wichtig, Paletten richtig zu stretchen. Im Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Ihre Ladung sicher befestigen und welche Richtlinien dabei für die Schweiz gelten.

Wozu dient das Palettenstretchen?

Mit dem festen Umwickeln von Gütern und Paletten mit Stretchfolie, dem sogenannten Palettenstretchen, erreichen Sie Folgendes:

  • Die Ware wird durch die Ladungssicherung mit Stretchfolie vor Verrutschen oder Umkippen gesichert
  • Es werden kompakte Ladungseinheiten aus Paletten und Waren gebildet, die besonders stabil sind und selbst starken Kräften wie z. B. Seegang oder kurvenreichen Transporten standhalten
  • Ihre Güter gelangen möglichst sicher und unbeschädigt ans Ziel
  • Dadurch reduzieren Sie unnötige Kosten durch Reklamationen und erhöhen die Zufriedenheit Ihrer Kundschaft

Die richtige Vor- und Nachbereitung: Paletten sichern

Bevor und nachdem Sie Ihre Paletten stretchen, sollten Sie mithilfe von passendem Palettenzubehör bei der Ladungssicherung folgendermassen vorgehen:

  1. Legen Sie ein Antirutschpapier zwischen Palette und Waren
  2. Befinden sich die Güter auf der Palette, legen Sie Zwischenlagepapiere zwischen die einzelnen Schichten.
  3. Schutzecken, Umreifungsband und Kantenschutzwinkel bieten zusätzliche Stabilität und Schutz
  4. Bedecken Sie die oberen Waren mit einer Abdeckfolie, bevor Sie mit dem eigentlichen Stretchvorgang beginnen

Anleitung für manuelles Stretchen

Beim manuellen Palettenstretchen benötigen Sie neben einem Handabroller und einer passenden Stretchfolie die richtige Wickeltechnik. Die Anleitung zeigt Ihnen, wie Sie die Folie richtig anbringen, um Ihre Waren sicher auf der Palette zu befestigen:

  1. Fusswicklung:

    Knoten Sie das Ende der Folie an einer Ecke der Palette fest. Umwickeln Sie nun den unteren Bereich der Waren etwa acht bis zwölf Mal, um die Güter sicher mit der Palette zu verbinden.

  2. Mittelwicklung:

    Wickeln Sie die Stretchfolie spiralförmig um die Ladungseinheiten herum vom Fuss nach oben. Die Folienbahnen sollten sich dabei mindestens zur Hälfte überlappen.

  3. Kopfwicklung:

    Sobald Sie das obere Ende der Ladung erreicht haben, umwickeln Sie es vier bis fünf Mal.

  4. Kreuzwicklung:

    Anschliessend stretchen Sie wieder spiralförmig nach unten. Dadurch ist der Mittelbereich doppelt gesichert ist. Auch den Fussbereich sollten Sie noch einmal zusätzlich umwickeln.

Bei der Fussumwicklung ist besondere Vorsicht geboten, denn hier lauert eine der grössten Fehlerquellen. Vergewissern Sie sich, dass der Fussbereich mit einer ausreichenden Anzahl an Umwicklungen gesichert ist, damit die Ladungseinheit sicher mit Flurförderzeugen transportiert werden und sich die Ware auch nach dem Verladen nicht von den Paletten bewegen kann.

Wissenswertes über Stretchfolie zur Ladungssicherung

Grundsätzlich sind Stretchfolien dehnbar, gleichzeitig stabil und meist durchsichtig, aber auch farbig erhältlich. Stretchfolien werden als Mini-Stretchfolien, Handstretchfolien und Maschinenstretchfolien angeboten. Das Material unterscheidet sich in seiner Stärke, Belastbarkeit und Grösse.

Alle Folien bestehen aus dem Kunststoff Polyethylen (PE), der zur Herstellung verschiedener Folienarten verflüssigt wird. Die Qualität des verwendeten PE ist abhängig von der molekularen Struktur und entscheidend für die Belastbarkeit der Stretchfolie.

Damit Sie Transportgüter auf Paletten sicher einstretchen, sollten Sie zwei Faktoren bei der Wahl der richtigen Stretchfolie berücksichtigen:

  1. Die Folie muss auf Art und Gewicht der Fracht abgestimmt sein.
  2. Sie muss korrekt angewendet werden.

Unabhängig von der Qualität muss jede Stretchfolie bis zur Verfestigungsgrenze vorgedehnt (gereckt) werden, damit Sie die Ware sicher befestigen können. Erst wenn diese Grenze erreicht ist, hält sie hohen Trägheitskräften stand. Bis dahin gibt das Material selbst bei geringer Krafteinwirkung nach und ist nicht geeignet, um z. B. Kartons oder Kisten sicher zu transportieren.

Die passende Handstretchfolie zum manuellen Palettenstretchen

Für das manuelle Palettenstretchen können Sie Standardfolien oder vorgereckte Folie verwenden. Vorgereckte Folien sind in jedem Fall empfehlenswert, da sie durch folgende Vorteile überzeugen:

  • Rollengewicht: Eine Rolle Standardfolie wiegt etwa vier kg inklusive Handabroller, eine Rolle vorgereckte Folie dagegen etwa 2Kg mit Abroller. Somit geht das manuelle Palettenstretchen mit vorgereckter Folie leichter von der Hand.
  • Materialstärke: Standardfolie ist im Vergleich zu vorgereckter Folie relativ dick – Sie benötigen für die Verwendung von Standardfolie mehr Lagerplatz.
  • Materialverbrauch: Der Materialverbrauch mit vorgereckter Stretchfolie ist um etwa 60 % geringer: Für das neunmalige Umwickeln einer Palette mit Standardfolie werden etwa 300 Gramm Standardfolie benötigt, mit vorgereckter Folie etwa 120 Gramm.
  • Kosten: Aufgrund des höheren Materialverbrauchs sind die Kosten für Standardfolie im Vergleich zu vorgereckter Folie um etwa 33 % höher.

Verwenden Sie zur Ladungssicherung bereits vorgereckte Folien. Besonders wenn Sie mit einem Handabroller oder einer einfachen Stretchmaschine ohne Vorreckfunktion arbeiten, sollten Sie zu vorgereckten Folien greifen, denn beim manuellen Palettenstretchen ist nicht sicher, ob die Verfestigungsgrenze wirklich erreicht wird.

Beachten Sie: Bringen Sie die Folien per Hand an, schützen Sie Ihre Ladung hauptsächlich vor Staub, Schmutz und Nässe. Mit einer Paletten-Stretchmaschine dagegen bereiten Sie die Güter für einen sicheren Transport vor.

Paletten stretchen – so sichern Sie Ihre Ladung in der Schweiz

Sowohl beim automatischen als auch beim manuellen Stretchen von Paletten kommt es auf die richtige Technik an. Verwenden Sie eine Paletten-Stretchmaschine, ist es besonders wichtig, dass Sie die Anlage korrekt konfigurieren. Folgende Parameter sollten Sie unbedingt festlegen:

  • Reckung der Stretchfolie einstellen
  • optimale Anlegespannung berechnen
  • Anzahl der Fuss-, Mittel- und Kopfumwicklungen festlegen

Welche Paletten-Stretchmaschinen gibt es?

Wenn Sie die Folien automatisch an der Ladung anbringen möchten, stehen Ihnen folgende Palettenstretcher zur Auswahl:

System / PalettenstretcherFunktionsweise
Systeme mit Bremswalze• Die Stretchfolie läuft zunächst über eine (elektro-)mechanische Bremswalze – diese sorgt für eine konstante Spannung
• Die gespannte Folie wird um die beladene Palette auf dem Drehteller gewickelt
• Ausschliesslich für vorgereckte Folien geeignet
Vorrecksysteme ohne Antrieb• Für nicht vorgereckte Folien geeignet
• Besteht aus zwei Walzen, die die Stretchfolie vorrecken
• Die Spannung der Folie beim Einstretchen entspricht exakt dem Grad der Vorreckung
Vorrecksystem mit Antrieb• Zwei oder mehr motorbetriebene Walzen
• Die Dehnungskraft zum Einstretchen kann höher als die Vorreckung eingestellt werden
• Nur für besonders hochwertige Folien geeignet

FAQ über Ladungssicherung in der Schweiz

Welche Richtlinien gelten in der Schweiz für die Ladungssicherung mit Stretchfolie?

In Betrieben kommt immer wieder die Frage auf, ob es wirklich zulässig ist, Paletten zu stretchen. Darauf gibt es eine eindeutige Antwort: Ja. Die Ladung kann nur verrutschen oder beschädigt werden, wenn Fehler beim Einstretchen gemacht werden. Um Waren sicher mithilfe von Stretchfolie zu transportieren und festzulegen, wer für die Ladungssicherung verantwortlich ist, sind in der Schweiz daher folgende Richtlinien und Normen verbindlich:

Norm DIN 12195: Diese Norm befasst sich mit der Ladungssicherung in der Schweiz mit Strassenfahrzeugen, spezifisch mit der Berechnung von Sicherungskräften. Ebenso kommen für den Transport von Ladung in der Schweiz die weiterführenden Normen DIN 12640 (Zurrpunkte zur Ladungssicherung) und DIN 12642 (Aufbauten an Nutzfahrzeugen) zum Einsatz.
• EUMOS 40509: Diese Norm für ordnungsgemässe Transportverpackung schreibt vor, dass die elastische Verformung einer Verpackung weniger als 10 Prozent und die permanente Deformation weniger als 5 Prozent betragen darf. Darüber hinaus dürfen sich die Lagen innerhalb einer Verpackungseinheit nicht um mehr als 2 Prozent verschieben. Um das zu überprüfen, wird eine Probepalette auf einer Ladeplattform den horizontalen Trägheitskräften ausgesetzt.
VDI 3968 Blatt 5: Die VDI-Richtlinie beschäftigt sich mit Stretchfolie zum sicheren Warentransport. Hier finden Sie Hinweise zu verschiedenen Stretchverfahren, Palettenwicklern und -folien sowie Qualitätskriterien, die Ihnen bei der Wahl der geeigneten Folie für Ihre Ladeeinheiten helfen.
• Hinweis: Laut Strassenverkehrsgesetz (SVG) Art. 30 Abs. 2 Ladung darf „ein Fahrzeug nicht überladen werden. Zudem muss die Ladung so angebracht werden, dass sie niemanden belästigt, nicht herunterfallen kann und keine Gefährdung darstellt“. Aufgrund dieser sehr allgemein gehaltenen Gesetzgebung ist es umso empfehlenswerter, bei der Ladungssicherung in der Schweiz auf die oben genannten Normen zurückzugreifen.

Warum ist es wichtig, beim manuellen Palettenstretchen vorgereckte Folien zu verwenden?

Wenn Sie die Folien per Hand anbringen, erreichen Sie nicht den maximalen Dehnungsgrad. Das bedeutet, dass manuell angebrachte, nicht vorgereckte Folien sich beim Transport ausweiten können und die Waren verrutschen können. Mit einer vorgereckten Stretchfolie sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie Ihre Paletten manuell stretchen.

Was sichert die Güter besser: manuelles oder automatisches Palettenstretchen?

Die grösste Stabilität erreichen Sie mit einer Paletten-Stretchmaschine, da diese die Folie unmittelbar bei der Anwendung dehnt und deswegen die nötigen Rückstellkräfte entwickelt, um die Ladung zu sichern. Das manuelle Palettenstretchen dient mehr dem Schutz vor Staub, Schmutz und Nässe als dazu, die Güter zu sichern.

Bitte beachten Sie: Die hier erwähnten Vorschriften sind nur eine Auswahl der wichtigsten gesetzlichen Vorgaben. Detaillierte Informationen lesen Sie dazu in den aufgeführten und ggf. weiteren Vorschriftensammlungen und Gesetzestexten nach. Bei der konkreten Umsetzung im Betrieb können und sollten im Zweifel ausserdem Sachverständige hinzugezogen werden.

Bildquelle:
© gettyimages.de – LightFieldStudios