Lesezeit: 5 Minuten

Elektronische Schliessanlagen werden immer mehr zum Standard in Unternehmen und Privathaushalten. Vor allem weitläufige Betriebsanlagen mit mehreren Zugängen, verschiedenen Sicherheitsbereichen und einer grossen Belegschaft profitieren von den Vorteilen einer elektronischen Schliessanlage. Diese liegen vor allem in den zahlreichen Möglichkeiten der Zugriffs- und Sicherheitskontrolle.

Je nach Bedarf können gesamte Gebäude oder auch nur einzelne Bereiche innerhalb eines Betriebskomplexes mit individuellen Zugriffsberechtigungen ausgestattet werden, sodass nur ein ausgewählter Personenkreis Zutritt hat. Auch die Zeiten, zu denen dieser Zutritt erlaubt wird, lassen sich eingrenzen. So ist es zum Beispiel möglich, bestimmte Tageszeiten oder das Wochenende generell auszuschliessen. Selbst zugriffsberechtigte Personen haben dann nur im definierten Zeitraum die Möglichkeit, den entsprechenden Raum oder Betriebsbereich zu betreten. Aus diesem Grund gelten elektronische Schliessanlagen als besonders sicher im Schutz vor Einbruch und unbefugten Zutritten.

Im Unterschied zu einer mechanischen Schliessanlage funktioniert der Zutritt nicht (nur) über den passenden Schlüssel, sondern beispielsweise mit PIN-Eingabe, Transpondern und Schlüsselkarten mit RFID-Technologie oder biometrischer Identifizierung. Ob die elektronischen Komponenten ausschliesslich oder nur ergänzend eingesetzt werden, können Sie individuell entscheiden, wenn Sie die Schliessanlage planen.

In unserem Ratgebertext lesen Sie dazu, welche Systeme es gibt, wie sie sich für verschiedene Sicherheitskonzepte nutzen lassen und ob die elektronische Schliessanlage im Vergleich zu einer mechanischen Lösung wirklich sicherer ist.

Gründe für eine elektronische Schliessanlange im Betrieb

Eingangs wurde bereits erwähnt, dass der kontrollierte Zugang zu einem Gebäude bzw. verschiedenen Bereichen innerhalb des Objekts eines der Hauptargumente für ein elektronisches Schliesssystem ist. Dazu kommt die sichere Aufbewahrung von Wertgegenständen, hochwertigen Betriebsgütern und vertraulichen Unterlagen, denn: Nicht nur Räume, sondern auch Schränke, Spinde oder Werkbank- und Schreibtischschubladen können elektronisch gesichert werden.

Im Gegensatz zu einem Schliesssystem mit Generalschlüssel lassen sich die Zugangsberechtigungen bei einer elektronischen Schliessanlage schnell erteilen und genauso schnell wieder entziehen. So können Sie einfach und ohne grossen Aufwand auf alltägliche Situationen wie die Einstellung neuer Mitarbeiter, den Verlust eines Schlüssels oder die veränderte Sicherheitseinstufung von Mitarbeitern reagieren.

Gleichzeitig lassen sich die Schliessanlagen so programmieren, dass sie optimal an die alltäglichen Betriebsabläufe angepasst werden können. Dazu stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Wahl:

  • einmalige Zugriffscodes für Besucher
  • individuelle Berechtigungen für regelmässige Zulieferer oder Dienstleister (z. B. Reinigungsunternehmen)
  • auf einen bestimmten Zeitraum beschränktes Offenstehen von Eingangstüren (z. B. zum Arbeitsbeginn oder während der Pausenzeit) und Schränken mit Arbeitsmitteln (z. B. in Anwesenheit einer Aufsichtsperson)
  • Anbindung an Arbeitszeiterfassungssysteme
  • individuelle Zutrittsberechtigungen für verschiedene Sicherheitsbereiche des Unternehmens
  • kontrollierter Zugang zu sensiblen Informationen durch Einbindung des Zutritts zu Firmenarchiven, Tresorräumen oder Wertschutzschränken

Es lohnt sich also nicht nur für grosse Betriebe, das Schliesssystem auf eine elektronische Lösung umzustellen. Auch Werkstätten, öffentliche Einrichtungen oder Ladengeschäfte profitieren von einer automatisierten Zutrittskontrolle, die die Sicherheit erhöht und gleichzeitig tägliche Arbeitsabläufe vereinfacht.

Betriebsgüter mit einem elektronischen Schliesssystem sichern

Um Arbeitsmittel, vertrauliche Unterlagen oder teure Werkzeuge vor Diebstahl und unbefugten Zugriffen zu schützen, ist die elektronische Absicherung Ihrer Betriebsausstattung eine ebenso sichere wie komfortable Lösung. Sie kann in Ergänzung zur Gebäudesicherungsanlage oder aber unabhängig davon erfolgen. Das hängt auch immer von der Grösse und Einrichtung Ihres Unternehmens ab.

Schliessvorrichtungen mit elektronischen Komponenten gibt es für Spinde, für Werkzeugschränke und Werkstattwagen, zur Sicherung von Schubladenschränken sowie für Schubladen an Werkbänken oder Schreibtischen. Die Schliesssysteme bieten folgende Vorteile:

  • sichere Aufbewahrung vertraulicher Unterlagen (Betriebsgeheimnisse, Kunden- und Mitarbeiterdaten)
  • zuverlässiger Schutz der persönlichen Gegenstände Ihrer Mitarbeiter während der Arbeitszeit
  • kontrollierter Zugang zu Betriebsgütern wie teuren Werkzeugen oder wertvollen Arbeitsmaterialien (z. B. Computerchips oder Platinen)
  • Vergabe von individualisierten Zugangs- und Ident-Codes für jeden Mitarbeiter (Zugriffe können einzelnen Mitarbeitern zugeordnet werden)
  • Systeme mit Auto-Lock-Funktion für erhöhte Sicherheit, da sie nach einem festgesetzten Zeitpunkt automatisch schliessen
  • Programmierung zeitlich begrenzter Zugriffsrechte

All diese Punkte lassen sich durch elektronisch unterstützte individuelle Zugriffsberechtigungen wesentlich leichter kontrollieren als bei einer manuellen Schliessanlage. Es ist sogar möglich, das System zur Überprüfung von Produktionsmaterialien und Waren einzusetzen und damit Betriebsabläufe wie Nachbestellungen, Auslieferungen oder Inventuren zu optimieren.

Falls Sie Ihren Betrieb neu einrichten, können Sie direkt entsprechend ausgestattete Möbel kaufen. Es ist aber auch ohne weiteres möglich, an Schranktüren oder Schubladen Ihrer bestehenden Betriebsausstattung elektronische Schliesssysteme nachzurüsten.

Welches Schliesssystem ist das richtige? Elektronische Lösungen im Überblick

Für die Umsetzung eines elektronischen Schliesssystems stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl. Sie können eine reine Zugriffskontrolle, ein mechatronisches oder ein vollelektronisches System realisieren.

  • Zugriffskontrolle: Die einfachste Lösung ist ein elektronischer Tür- bzw. Schubladenöffner, der entweder durch Eingabe eines PIN-Codes, mit einem Funksender oder einer erfolgreichen biometrischen Identifikation (z. B. über Fingerabdruck oder Iris-Scan) bedient wird.
  • Mechatronisch: Der Schliesszylinder muss zunächst mechanisch mit einem Schlüssel geöffnet werden, bevor sich das Schloss nach einer weiteren elektronischen Identifizierung öffnen lässt.
  • Vollelektronisch: Das Schliesssystem funktioniert ausschliesslich elektronisch mit einem ein- oder mehrstufigen elektronischen Identifikationssystem. So ist zum Beispiel eine Kombination aus Transponder und biometrischer Identifikation denkbar.

Da ein elektronisches System vorwiegend der Überwachung und Zugriffssicherung dient, während der Fokus der mechanischen Schliesstechnik auf Sicherheit und Einbruchschutz liegt, kommt es bei der Wahl des Schliesssystems für Ihren Betrieb auf das Einsatzgebiet an.

Die Zugriffskontrolle ist optimal, um einzelne Räume in einem Unternehmen oder die Eingangstür eines Geschäfts zu sichern. Für die Sicherung grösserer Unternehmen wird häufig ein System mit mechanischen und elektronischen Komponenten – also eine mechatronische Lösung – gewählt. Auf diese Weise kombinieren Sie beim Betrieb der Schliessanlage die Vorteile beider Technologien, was die Sicherheit massgeblich erhöht.

Was ist bei der Planung einer elektronischen Schliessanlage zu beachten?

Bevor Sie die einzelnen Komponenten für eine neue Schliessanlage zusammenstellen, sollten Sie zunächst ein Sicherheitskonzept für den gesamten Betrieb erstellen und prüfen, wie die neue Schliessanlage in dieses Konzept eingebunden werden kann. Dafür wird das gesamte Betriebsareal zunächst in verschiedene Sicherheitszonen eingeteilt. Anschliessend definieren Sie, in welchem Grad diese Zonen geschützt werden sollen. Die Einschätzung bildet die Grundlage für Zugangskriterien, Zutrittskontrollen und den autorisierten Personenkreis. Auf dieser Basis können Sie die Schliessanlage optimal planen und mit weiteren Sicherheitseinrichtungen, wie Alarmanlagen oder Überwachungskameras, verbinden.

Wenn Sie eine neue Schliessanlage für das gesamte Firmengebäude planen, müssen Sie unbedingt die gesetzlichen Regelungen zum betrieblichen Brandschutz berücksichtigen und dafür sorgen, dass alle Personen im Gebäude Zugang zu den nächstgelegenen Fluchtwegen haben.

Sobald Ihr Sicherheitskonzept steht, können Sie sich um die Details kümmern. Eine wichtige Frage ist, mit welcher Methode der Schliessmechanismus bedient werden soll. Bei einer elektronischen Schliessanlage stehen Ihnen im Vergleich zur mechanischen mehrere Varianten zur Wahl. Hier kommt es bei der Wahl, welche davon sich für Ihren Betrieb am besten eignet, sowohl auf die räumlichen Gegebenheiten als auch die gewünschte Sicherheitsstufe an:

  • Türdrücker: Hierbei handelt es sich um eine kabelgebundene Lösung, bei der die Türklingel mit einem Schalter im Innenraum verbunden ist, mit dem wiederum der Schliessmechanismus bedient wird. Bei einigen Systemen kann zusätzlich eine Fernbedienung eingesetzt werden. Das ist vor allem in grösseren Räumen sinnvoll.
  • Identmittel mit RFID-Technologie: RFID steht für „radio-frequency identification“ und bedeutet, dass die Information zum Öffnen der Tür mittels Funktechnologie übertragen wird. Dafür werden in der Praxis passive RFID-Chips genutzt, die ihre Energie aus dem Funksignal der Abfragestation beziehen. Sie werden als Transponder in verschiedenen Trägerobjekten, z. B. Schlüsselanhängern oder Kunststoffkarten (sogenannten Key Cards) verbaut. Die Chips können leicht programmiert und mit den gewünschten Zugriffsrechten ausgestattet werden. Bei Verlust lassen sie sich sofort deaktivieren, sodass keine kostenintensiven Massnahmen nötig sind, um die Sicherheit des Gebäudes aufrechtzuerhalten.
  • Biometrische Identifikation: Bei dieser Methode wird ein bestimmtes Identitätsmerkmal abgefragt, über das die Person eindeutig identifiziert werden kann. Wenn die in einer Datenbank hinterlegten Zugriffsrechte den Zutritt zu einem Raum erlauben, öffnet sich die Tür. Biometrische Anlagen können mit Stimmerkennung, Fingerabdruck, Netzhaut-Scan oder auch einer Kombination aus diesen Merkmalen funktionieren. Da zunächst die Merkmale aller berechtigten Personen eingelesen bzw. vom Computerprogramm „erlernt“ werden müssen, empfiehlt sich diese Zugriffskontrolle nur für Hochsicherheitsbereiche mit einer überschaubaren Anzahl an Zutrittsberechtigten.

Diese Auswahl bezieht sich nur auf Schliesssysteme ohne Schlüssel. Natürlich können Sie die vorgestellten Möglichkeiten bei einer mechatronischen Anlage mit verschiedenen mechanischen Schlüsseln oder einem Generalschlüssel kombinieren.

FAQ zu elektronischen Schliessanlagen

Was ist eine elektronische Schliessanlage?

Eine elektronische Schliessanlage funktioniert im Vergleich zu einer mechanischen Anlage nicht (oder nicht ausschliesslich) mit einem Schlüssel, sondern benötigt einen Nachweis über den berechtigten Zugang, zum Beispiel durch PIN-Eingabe, Transponder oder biometrischer Erkennung.

Welche Vorteile hat eine elektronische Schliessanlage?

Ein elektronisches Schliesssystem erlaubt individuelle Zugangsberechtigungen für beliebig viele Personen. Die Berechtigung kann bei Bedarf zeitlich beschränkt werden und unkompliziert erteilt und entzogen werden. Je nach Sicherheitsstufe der jeweiligen Betriebsbereiche können die Zugangsberechtigungen über eine elektronische Schliessanlage ein- oder mehrstufig eingerichtet werden und ggf. auch anhand biometrischer Daten erteilt werden.

Wie funktionieren die elektronischen Schliesssysteme ohne Schlüssel?

Im Gegensatz zu einem mechanischen Schlüssel kommen bei elektronischen Schliessanlagen elektrische Türöffner, Funksender mit RFID-Technologie und biometrische Identifikationsverfahren (z. B. Scan des Fingerabdrucks oder der Iris) zum Einsatz.

Bildquellen:
© gettyimages.de – PhotoTalk