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Die digitale Transformation ist ein Thema, das in vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) alles andere als Begeisterungsstürme auslöst. Allgemein bedeutet Digitalisierung, dass analoge Prozesse mithilfe von computergestützten Technologien automatisiert und dadurch effizienter gestaltet werden. Besonders in Handwerksbetrieben fehlen häufig Zeit, finanzielle Mittel und technisches Know-how, um sich neben dem herausfordernden Kerngeschäft mit neuartigen Technologien auseinanderzusetzen. Das ist verständlich doch nicht vermeidbar, denn langfristig wird die Digitalisierung sich auch im Handwerk durchsetzen. Erfahren Sie, was das für Ihren Betrieb bedeutet und wie Sie von technischen Neuerungen profitieren können.
Welche Bedeutung und welche Vorteile hat die Digitalisierung für Handwerksbetriebe?
Die digitale Transformation zielt nicht darauf ab, bewährte Arbeitsprozesse und traditionelle Arbeitstechniken zu verdrängen oder zu ersetzen. Vielmehr geht es darum, alltägliche administrative Aufgaben zu vereinfachen und dadurch Betriebsabläufe zu optimieren. Durch die Verkürzung des Aufwands von Verwaltungsaufgaben bleibt somit mehr Zeit für die handwerkliche Arbeit. Es werden allerdings nicht nur Zeit und somit Kosten gespart: Durch die Verwendung digitaler Technologien präsentiert sich Ihr Betrieb als zeitgemässes, innovatives und erfolgreiches Unternehmen.
In diesen Bereichen können digitale Lösungen zu einer effizienteren Arbeitsweise beitragen:
• Digitalisierung von administrativen Prozessen wie Rechnungsstellung, Mitarbeiterverwaltung oder Lagerorganisation
• Computergestützte Fertigung standardisierter Werkstücke
• Kundenakquise durch eigene Website und Social-Media-Auftritte
• Vernetzung mit Zulieferern für automatisierte Nachbestellung von Rohstoffen oder Ersatzteilen
Chancen und Herausforderungen für kleinere und mittelständische Betriebe
Vor allem grosse Produktionsunternehmen sind in der Nutzung digitaler Technologien schon weit vorangeschritten und gehen mit Industrie 4.0 und „Smart Factory“ bereits den nächsten Schritt. Welche Chancen und Bedenken dagegen kleinere und mittelständische Handwerksbetriebe in der digitalen Transformation erkennen, haben der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Digitalverband Bitkom in einer Studie zur Digitalisierung des Handwerks herausgefunden, die im März 2020 veröffentlicht wurde. Die Meinungen sind zweigeteilt:
- 66 Prozent begreifen die digitale Transformation als Chance
- von 56 Prozent wird sie als grosse Herausforderung wahrgenommen
- 36 Prozent geben zu, dass sie Probleme bei der Bewältigung haben.
Worin im Einzelnen die Chancen und Probleme bestehen, lässt sich aus den Studienergebnissen ableiten:
Chancen der Digitalisierung im Handwerk | Probleme der Digitalisierung im Handwerk |
---|---|
Zeitersparnis bei Verwaltungsprozessen | Hohe Investitionskosten |
Erleichterung bei der Kundenakquise | Überdimensionierte, nicht auf KMUs zugeschnittene Software und Anwendungen |
Verkürzte Kommunikationswege mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern | Mangelnder Überblick über passende digitale Lösungen |
Verbesserte Konkurrenzfähigkeit durch Angebot neuer Serviceleistungen | Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz |
Automatisierte Funktionsprüfung und Wartung von Maschinen | Berührungsängste aufgrund mangelnder Digitalkompetenz der Mitarbeiter |
Computergestützte Qualitätskontrollen nach definierten Parametern | Langsame Internetverbindung in ländlichen Gegenden |
Voraussetzungen im Betrieb
Bereits heute werden digitale Technologien in handwerklichen Betrieben eingesetzt werden, für eine erfolgreiche Umsetzung spielt der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle. Gerade in kleineren und mittelständischen Betrieben sind die Mitarbeiter direkt für den Unternehmenserfolg verantwortlich. Denn anhand von Fähigkeiten, Entscheidungen und Handeln trägt der einzelne Mitarbeiter nicht nur wesentlich zum erfolgreichen Abschluss von Aufträgen und Projekten bei, sondern in gleichem Mass zur Etablierung neuer Strukturen. Deswegen fällt Arbeitgebern die Aufgabe zu, die Balance zwischen technologischen Anforderungen, Wirtschaftlichkeit und Bedürfnissen der Mitarbeiter zu halten. Für Transparenz und Aufgeschlossenheit beim Personal zu sorgen, sollte daher unabdingbar sein, um das Unternehmen erfolgreich an der Digitalisierung teilhaben zu lassen. Denn nur wenn die Mitarbeiter bereit sind, Neues zu erlernen und anzuwenden, können neue Arbeitsprozesse eingeführt werden. Darüber hinaus müssen entsprechende Arbeitsgeräte, Software und Schulungsmassnahmen zur Verfügung gestellt werden.
Welche konkreten Beispiele gibt es für die Digitalisierung im Handwerk?
Je nach Betrieb und Branche können ganz unterschiedliche Anwendungen den Arbeitsalltag erleichtern. Folgende Beispiele veranschaulichen, wie digitale Technologien eingesetzt werden können.

- Digitales Bestandsmanagement: Bluetooth-Module an Werkzeugen und mobilen Maschinen melden einer App, wo sich das jeweilige Gerät befindet und geben Auskunft über Zustand, Wartungsintervalle und anstehende Prüftermine.
- Zeit- und Aufgabenerfassung ausserhalb des Betriebs: Handgeschriebene Stundenzettel werden durch elektronische Dateneingabe und direkte Übermittlung ersetzt. So werden Arbeitszeiten den jeweiligen Kunden zugeordnet und können direkt für die Abrechnung genutzt werden.
- Abnahmeprotokoll: Stift und Papier war gestern. An einem digitalen Abnahmeprotokoll können Sie mühelos Anpassungen vornehmen, Ihr Betrieb hinterlässt einen zeitgemässen Eindruck beim Kunden und Sie sparen Materialkosten für Papier, Druck und Aufbewahrung.
- Lagerstrategie: Ein wichtiges Thema für die Digitalisierung ist die Lagerstrategie. Trackingsysteme überwachen die Lagerbestände vollautomatisch und übertragen den Stand in Echtzeit an die jeweilige Software. So haben Sie jederzeit im Blick, welche Artikel sich an welcher Stelle befinden und in welcher Menge sie vorhanden sind.
Förderungsmöglichkeiten für Betriebe
Vielen KMU mangelt es an finanziellen Mitteln, um die Digitalisierung im Handwerk voranzutreiben. Falls auch Sie dazu gehören, können Sie sich zum Beispiel an berufliche Netzwerke oder die kantonale Wirtschaftsförderung wenden.
Der Bund schlägt auf seiner Seite „Unterstützung bei der Digitalisierung der KMU“ unter anderem folgende Organisationen vor:
- „Swissmen / Industrie 2025“: Dieser Dachverband der KMU und Grossunternehmen im Industriebreich fördert die Digitalisierung und Industrie 4.0 mit Massnahmen wie Information, Sensibilisierung und finanzielle Förderung der Schweizer Unternehmen, die die Industrie 4.0 aktiv implementieren.
- „Kantonale Wirtschaftsförderung“: Die Anlaufstellen für Wirtschaftsförderung der verschiedenen Kantone unterteilen Ihnen in Bezug auf die Digitalisierung Auskünfte und bringen Sie mit den zuständigen Personen zusammen. Teilweise bieten die kantonalen Dienste auch Finanzbeihilfen für technologische Innovation an.
FAQ zur Digitalisierung im Handwerk
Mithilfe von computergestützter Automatisierung werden Arbeitsprozesse vereinfacht, optimiert und effizienter gestaltet. Diese wird ergänzend zur menschlichen Fachkenntnis verwendet und soll diese keinesfalls ersetzen.
Die Optimierung von Arbeitsprozessen spart Zeit und Kosten, Mitarbeiter können effektiver arbeiten. Zudem ist der Betrieb am Puls der Zeit und präsentiert sich vor Kunden und Geschäftspartnern als innovatives, modernes und somit erfolgreiches Unternehmen.
Die Fachkenntnis des einzelnen Mitarbeiters ist und bleibt von enormer Bedeutung. Das handwerkliche Know-how ist eine grundlegende Voraussetzung, um Arbeitsgänge mithilfe digitaler Prozesse zu erleichtern. Denn nur wenn handwerkliches Können vorhanden ist, kann dieses mit zukunftsweisenden Technologien ergänzt werden. Mitarbeiter sollten lernbereit sein, der Arbeitgeber muss erforderliche Software und Arbeitsgeräte sowie Schulungsmassnahmen bereitstellen.
Die Organisation Swissmen / Industrie 2025 erteilt Beratung und Zuschüsse für Unternehmen, die an der digitalen Transformation teilhaben wollen. Zudem bieten einige kantonale Anlaufstellen für Wirtschaftsförderung Finanzbeihilfen für technologische Innovationen wie die Digitalisierung an. Bei der zuständigen Handwerkskammer erhalten sie Informationen über lokale Förderprogramme, mit denen die Digitalisierung im Handwerk unterstützt werden soll.
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